Notstromversorgung des Krankenhauses mit einer Photovoltaik-Inselanlage *

Projektdurchführung: Juli-August 2012

Förderer: Erzdiözese München-Freising – Schott Solar AG

Das Krankenhaus auf der St. Rupert Mayer Mission ist eine der wichtigsten Infrastrukturen auf der gesamten Mission. Es ist die einzige Einrichtung in einem Umkreis von fast 100 Kilometer in dem die Menschen ihre Krankheiten und Leiden durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung heilen, beziehungsweise lindern können. Die Geburtshilfe und Sterbebegleitung gehört zum Alltag der dutzend Krankenschwestern, die dort arbeiten.

Das nächste Krankenhaus liegt erst in der größeren Stadt Chinhoyi. Um die 90 Kilometer bis dorthin zurückzulegen, ist eine mindestens zweistündige Fahrt zu überwinden, geprägt von bröckelnden Brücken, Wasserstellen und aufgeschlitzten Autoreifen. Es sind in der Vergangenheit schon einige Notfallpatienten während des Transports ums Leben gekommen. Im Jahr 2011 wurde das Krankenhaus von einem Missions- zu einem Distriktkrankenhaus aufgewertet, was sich vor allem in finanziellen Zuwendungen seitens der Regierung auswirkte.

Die öffentliche Stromversorgung Simbabwes ist sehr störanfällig, und darunter leiden auch das Krankenhaus und die Patienten. Die hohe Stromausfallrate von ca. 30% über einem Jahr verhindert eine funktionierende Organisation des Krankenhauses. Der Direktor des Krankenhauses kann seinen Computer nicht mehr benutzen und muss zum Beispiel den Schichtplan der Angestellten neu aufstellen oder er kann keine Patientenformulare mehr ausdrucken. Die Stromausfälle treten auch nachts auf. Es ist nicht selten, dass die Krankenschwester des Nachtdiensts eine junge Mutter entbinden muss, beim bloßen Lichtflimmern einer Kerze. Die Patienten die mehrere Tage im Krankenhaus bleiben müssen, werden gebeten ihre eigenen Kerzen mitzubringen. Da diese in Simbabwe relativ teuer sind – zwei U.S. Dollar für sechs Stück bei einem durchschnittlichen Tagesgehalts eines Arbeiters von fünf U.S. Dollar – müssen viele Patienten in den langen Nachtstunden im Dunkeln bleiben.

Aufgrund der Stromausfälle ist vor allem die Arbeit der Krankenschwestern sehr stark beeinträchtigt und somit auch die korrekte Behandlung der Patienten gefährdet: die asthmatischen Patienten können nicht mehr mit Sauerstoffpumpen beatmet werden, bestimmte Medikamente können in einem ungekühlten Zustand nicht mehr injiziert werden, die medizinischen Pumpen laufen nicht mehr und die Krankenschwestern können das Blut, Schleim oder Erbrechen nicht mehr aus den Lungen von Notfallpatienten absaugen. Die Sterberate von Säuglingen ist erschreckend hoch. Das liegt nicht nur daran, dass die öfters schlecht informierten Mütter zu spät ins Krankenhaus kommen, sondern auch einfach daran, dass Inkubatoren ohne Strom kalt bleiben und Neugeborene dabei ums Leben kommen. Leben und Tod hängen somit oft einzig und alleine von dem bestehenden Netz ab.

Deshalb wurde im Rahmen einer Diplomarbeit an der Technischen Universität München die Auslegung und Installation einer solaren Notstromversorgung für das Krankenhaus geprüft. Diese wurde dann im Juli-August 2012 von zwei Studenten – Herr Zavisic und Herr Vincke – erfolgreich implementiert. Das System zählt:

– 4 PV-Module mit je 220 W Peakleistung

– 4 Akkumulatoren um die Energie zwischen zu speichern (4*250 Ah)

– Ein Laderegler um eine hohe Zuverlässigkeit der Anlage zu gewährleisten

– Ein Wechselrichter um das Gleichstrom der PV-Module in Wechselstrom umzuwandeln.

Dieses System ermöglicht es die häufigen Stromausfälle zu überbrücken und ausgewählte elektrische Geräte zu betreiben. Darunter zählen

– Drei Computer und ein Drucker

– Dreißig Mobiltelefone

– Zwei medizinische Absaugpumpen

– Ein Medikamentenkühlschrank

– Zwanzig Energiesparlampen für die Beleuchtung der Patienten- und Operationsräumen

Da das öffentliche Netz nicht permanent ausfällt, würde ein Großteil der Zeit das Inselsystem nicht verwendet werden. Diese überschüssige Energie soll sinnvoll eingesetzt werden um Taschenlampen und Handys aufzuladen mittels einer Ladestation. Ausgehend von diesem System könnte man in Zukunft auch ein kleines Unternehmen hieraus entwickeln – nach dem Modell des Osram Energy Hubs – damit die Einwohner sich mit solar-aufgeladenen Lampen beleuchten anstatt mit Kerzen und Öllampen. Es wurde hierfür eine erste kleine Ladestation installiert mit zehn hocheffizienten LED Taschenlampen, die den Schülern des Internats zur Verfügung gestellt werden.

Kontakt: Alexandre Zavisic

 

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