learning from the roots *

 

Der Verein*

Der Verein „learning from the roots“ hat sich die Planung und Realisierung von gemeinnützigen Gebäuden, sowie Anlagen zur Energieversorgung für die Missionsstation St. Rupert Mayer in Simbabwe zum Ziel gesetzt. Im Vordergrund steht dabei der soziale und fachliche Austausch zwischen den Kulturen.

Im Jahr 2006 startete der Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung der TUM in Zusammenarbeit mit der Jesuitenmission in Nürnberg und gefördert vom Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V. das Projekt für die St. Rupert Mayer Secondary School in Simbabwe. Entstanden sind seither ein neues Schulgebäude für die Secondary School, zwei Lehrerhäuser mit Wasserspeicher, ein Basketballfeld, und ein Küchen- und Gemeinschaftsgebäude für das Internat. Der Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik der TUM verwirklichte seit 2008 eine solare Notrsomversorgung für das Krankenhaus, eine solarbetriebene Wasserpumpe, eine Biogasanlage und ein SolarHome-System für das Priesterhaus.

Aus dieser Zusammenarbeit entstand im Jahr 2011 der Verein „learning from the roots e.V.

 

Die Idee*

In einem Gebiet der Armut, kann die erste Welt, von der dritten Welt lernen: Das Potential des Mangels, „doing more with less“ stellt eine Herausforderung in unserer globalisierten Welt dar. Das Engagement bietet auch jungen Afrikanern eine existentielle Chance und fördert somit beidseitig die Auseinandersetzung mit den Werten anderer Kulturen.

Jede Linie, die wir hier ziehen hat eine tiefere Bedeutung.

 

Der Ort*

Die St. Rupert Mayer Mission liegt weit abgelegen im ländlichen Shonagebiet, 250 km westlich der Hauptstadt Harare. Den Kern der katholischen Missionsstation bilden Kirche, Kindergarten, Konvent und Krankenhaus sowie zwei Schulen (Primary School und High School). 600 Kinder müssen teilweise bis zu vier Stunden Schulweg am Tag zurücklegen. Die Schüler kommen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten und bei den meisten arbeiten die Eltern auf den umliegenden Farmen des kargen Landes. Ein Drittel der Kinder lebt als Aidswaisen bei Verwandten. Alle Kinder, egal welcher Religionszugehörigkeit, dürfen die Schule besuchen, das geringe Schulgeld aufzubringen, ist für die Familien auf Grund der wirtschaftlichen Situation schwierig.

 

Bauen heißt bleiben*

An den Randgebieten der Welt kann Architektur den Lebensraum von Menschen auf einfache Weise aufwerten und einen einprägsamen Ort in der Weite der Landschaft definieren.
Das Projekt für die St.Ruperts Mission in Simbabwe ermöglicht – neben seinen unmittelbaren sozialen und pädagogischen Perspektiven als Lern- und Lebensraum für Kinder und Jugendliche – zwei grundlegende Erfahrungen bei der Umsetzung architektonischer und künstlerischer Aufgaben.

Zum einen sehen sich die Entwurfsarbeiten konfrontiert mit einer äußersten Reduktion der Mittel. Die ökonomischen Umstände, aber etwa auch die extremen klimatischen Bedingungen erfordern eine schlichte, in der Errichtung wie in der späteren Nutzung und im laufenden Unterhalt wirtschaftlich effiziente und in jeder Hinsicht funktionelle Bauweise, die ästhetische Kriterien deshalb aber nicht vernachlässigen muss, im Gegenteil.

Es ließe sich hier nämlich, und dies wäre der zweite Aspekt, geradezu exemplarisch jenen Vorurteilen entgegenwirken, wonach die praktische Nutzung und der künstlerische Anspruch von Architektur selten zusammen gingen und sich eher im Wege ständen, oder dass formal durchdachte, ausdrucksstarke Bauten – wie jede Spezialanfertigung – aufwendiger und teurer sein müssten als der übliche Standard.

Aus dem Vorhandenen, dem Gegebenen das Beste zu machen und weniger in Effekte, Äußerlichkeiten und kostspielige Materialien zu investieren als vielmehr in die gute Idee, in die klassischen Mittel der Baukunst seit alters her, nämlich in Wand und Licht, entspräche jenem universalen und in allen Kulturen gültigen Prinzip, das etwa im japanischen „Wabi Sabi“ seinen Niederschlag gefunden hat.

Der Begriff meint das naturhaft Anspruchslose, das unaufgesetzt Ursprüngliche und Unscheinbare. D.T.Suzuki hat es als „ästhetische Wertschätzung der Armut“ umschrieben. Ein Konzept, das sich überall dort finden bzw. realisieren lässt – ganz unabhängig von den regionalen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Umständen – wo die Beschränkung der Mittel als Chance und Ansporn gesehen und ergriffen wird und nicht mit allen Mitteln kaschiert, korrigiert und geschönt werden muss.
Dazu einen sichtbaren und nachhaltigen Beitrag zu leisten, bleibt unser Ansatz und Anspruch.

 

Erneuerbare Energieversorgung von St. Rupert Mayer*

Wirtschaftliche Probleme in Simbabwe und die allgemein sehr schlechte Versorgungssituation bringen regelmäßige Stromausfälle mit sich, die teilweise mehrere Monate dauern und für den gesamten Standort mit Grund- und Realschule, sowie Krankenhaus ein großes Problem darstellen.
Finanzielle Probleme machen dabei den Ausbau des Kraftwerkparks und die Reparatur vorhandener Kraftwerke unmöglich und verhindern zudem einen Import ausländisch erzeugter Energie. Aber auch das marode Stromnetz stellt ein weiteres, kurz- und mittelfristig nicht zu überwindendes Problem dar.

Eine zuverlässige Energieversorgung ermöglicht dabei weitaus mehr, als nur Vereinfachungen im täglichen Leben: Eine funktionierende Wasserversorgung und der Betrieb von Kühlsystemen und medizinischen Geräten im Krankenhaus ist durchaus von lebensnotwendiger Bedeutung, die Nutzungsmöglichkeiten von Computerräumen in Schulen führt zu besseren Bildungschancen. Sie verhindert aber auch die Abwanderung ausgebildeter Kräfte in die größeren, besser versorgten Städte und ist daher ein wichtiger Faktor für eine aussichtsreichere Zukunft in derartigen Regionen.

Daraus formuliert sich das langfristige Ziel unserer Projekte: In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern (u.a. der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V.) soll ein auf die Nutzung regenerativer Energien basierendes, nachhaltiges Energiekonzept entwickelt und implementiert werden, welches sich auch auf anderen Entwicklungsländern als Form der Entwicklungszusammenarbeit übertragen lässt.

Das geplante Konzept geht dabei über die reine Bereitstellung der Technik hinaus. So soll das Energiebewusstsein der Menschen vor Ort nachhaltig geändert werden, denn trotz der mangelhaften Versorgung stellt bei Verfügbarkeit Verschwendung ein großes Problem dar. Einen Anreiz zur sparsamen Energieverwendung sollen beispielsweise die Erhöhung des Verständnisses für die Kosten von Energie und Wasser in Form von Verbraucherschulungen, aber auch eine systematische Unterversorgung geben. Zudem soll bei regenerativer Versorgung eine Priorisierung der Verbraucher erfolgen und nur für wichtige, aber selten genutzte Verbraucher wie beispielsweise Röntgenapparate konventionelle Dieselgeneratoren eingesetzt werden.
 
 

Texte: Lst. Prof Deubzer 2006 – 2008, Lst. Prof. Hamacher, Learning from the Roots.eV.

 

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